Rohstoffe
Malz
Braugerste
Bei den ältesten Kulturvölkern diente vermutlich aufgeweichtes Brot als Ausgangsprodukt für die Bierherstellung. Archäologische Funde im Nahen Osten brachten Abbildungen der Zubereitung von Bier zutage: die Enthülsung der Getreidekörner, die Verarbeitung des Getreides zu Broten, das Aufweichen in Wasser und den Gärungsprozess. Heute ist nicht mehr eine Brotsuppe das Ausgangsprodukt des Bieres, sondern hauptsächlich das Malz.
Malz ist ein Produkt aus geweichtem, gekeimtem und getrocknetem Getreide (nicht nur Gerste). In der Umgangssprache wird auch Gerstenmalz meist vereinfacht als Malz oder Braumalz bezeichnet. Es wird aus einer besonderen Art von Gerste, der sogenannten Braugerste, hergestellt. Ihr Korninhalt besteht im Wesentlichen aus Stärke sowie Eiweiss und Mineralsalzen. Diese Stoffe lassen sich jedoch nicht ohne Weiteres gewinnen, da die im Gerstenkorn enthaltene Stärke in nicht wasserlöslichen Zellwänden eingeschlossen ist.
Um die Braugerste für die Bierherstellung verwendbar zu machen, wird sie in der Mälzerei im Wasser geweicht und zum Keimen gebracht. Weil der Keimling die im Korn enthaltene Stärke als Nahrung benötigt, bilden sich Enzyme, welche die Zellwände abbauen und somit die Stärke wasserlöslich machen. Dadurch wird später beim Brauen das Herauslösen der Inhaltsstoffe und die Verzuckerung der Stärke ermöglicht.
Braumalz
Nach etwa sechs Tagen ist dieser Keimprozess weit genug fortgeschritten, und das keimende Getreide (Grünmalz) wird getrocknet bzw. gedarrt. Durch die Trocknung wird der Keimprozess im gewünschten Stadium abgeschlossen und das Malz lagerfähig gemacht. Schonendes Trocknen ergibt helles Malz, durch stärkeres Darren entsteht Malz für dunkles Bier. Das fertige Braumalz wird nun von den Wurzelkeimen befreit, entstaubt und poliert. Bis zur Auslieferung an die Brauerei wird es dann in Silos gelagert.
Der Grundstein für die Farbe und den Geschmack des Bieres wird also bereits in der Mälzerei durch die Variation der Parameter Zeit, Feuchtigkeit, Temperatur und Belüftung gelegt. Das Malz kann süsslich bis würzig schmecken, und sein Farbspektrum reicht von Hellbeige über Braun bis Schwarz.
In der Schweiz existiert weder ein grossflächiger Anbau von Braugerste noch gibt es eine leistungsfähige Mälzerei. Deshalb beziehen die Schweizer Brauereien das Braumalz hauptsächlich aus Frankreich und Deutschland.
Weitere stärkehaltige Rohstoffe
Neben dem Gerstenmalz können zur Bierherstellung auch weitere stärkehaltige Rohstoffe verwendet werden, je nachdem vermälzt oder unvermälzt.
Dies sind vor allem Getreide wie Weizen, Roggen, Mais, Reis, Hafer, Dinkel oder Emmer, aber auch Zutaten wie Kastanien oder Datteln.
Hopfen
Hopfendolde
Hopfengarten
Aufgeschnittene Dolde
Wie unsere Vorfahren auf die glückliche Idee kamen, neben dem Malz den Hopfen zum Bierbrauen zu nutzen, ist nicht restlos geklärt. Für den Einsatz von Hopfen zu Brauzwecken gibt es erst im frühen Mittelalter historische Beweise. In der Volksmedizin hat Hopfen von jeher eine Rolle gespielt. Auch heute wird er zur Erzeugung pharmazeutischer Produkte verwendet.
Die Hopfenpflanze rankt sich in Hopfengärten an zwischen Holzpfählen gespannten Drähten bis zu einer Höhe von etwa acht Metern empor. Zum Brauen werden die Fruchtzapfen, die sogenannten Dolden, der unbefruchteten weiblichen Pflanze verwendet, welche edle Aroma-, Bitter- und Gerbstoffe enthalten. Hopfen verleiht dem Bier den angenehm bitteren Geschmack und, je nach Biertyp, auch einen hopfigen Geruch. Zudem übt er einen günstigen Einfluss auf die Haltbarkeit und die Schaumbildung des Bieres aus. Je nach Hopfensorte und Zeitpunkt und Art der Beigabe wird der Geschmack des Bieres stark beeinflusst. Das kann im Endprodukt von bitter blumig bis zum Duft von exotischen Früchten reichen.
Die Ernte des Hopfens erfolgt im Spätsommer. Hopfen ist immer kalt zu lagern, da sich seine Bitter- und Aromastoffe unter Einfluss von Wärme und Sauerstoff ungünstig verändern.
Hopfenpellets
Aus Gründen der Qualitätssicherung und der besseren Handhabung wird der Doldenhopfen häufig zu kleinen, zylinderförmigen Stückchen, sogenannten Pellets, gepresst, oder zu Extrakt veredelt und in dieser Form für die Biererzeugung verwendet.
In der Schweiz wird zum Beispiel in Stammheim (ZH), im Fricktal (AG), in Wolfwil (SO) sowie in der Kartause Ittingen bei Frauenfeld Hopfen angebaut. In der Schweiz gibt es gegen 10 Hopfenpflanzer, welche ca. 30 Tonnen Hopfen ernten. Dies entspricht ungefähr 10 % des Bedarfs an Hopfen für die Schweizer Bierproduktion. Importiert wird Hopfen vorwiegend aus Deutschland, einem der wichtigsten Hopfenproduzenten. Das grösste zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt ist die Hallertau in Bayern. Auch aus den USA, Grossbritannien und Slowenien werden Hopfen und Hopfenprodukte in die Schweiz geliefert.
Wasser
Wasser bildet mit einem Anteil von über 90 Prozent den Hauptbestandteil von Bier und ist für den Brauer von entscheidender Bedeutung. Die Qualitätsansprüche der Brauer liegen in der Regel über denjenigen für Trinkwasser. Es muss frisch, kalkarm und biologisch einwandfrei sein.
Wasser
Der Härtegrad ist essenziell. Für helles Bier wird im Normalfall weiches Wasser eingesetzt, für dunkle Biere kann auch härteres Wasser verwendet werden. Zu viel Kalk kann unter Umständen dunklere Farben und einen leicht kratzigen Geschmack verursachen, da er mit Stoffen aus dem Malz reagiert. Die Qualität des Wassers war namentlich in früheren Zeiten ohne Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung ausschlaggebend für die Standortwahl einer Brauerei.
Hefe
Hefezellen
Damit die Bierwürze zum Gären kommt, wird spezielle Bierhefe zugesetzt. Sie hat wesentlichen Anteil am Charakter und Geschmack eines Bieres. Hefen sind mikroskopisch kleine Pilze, die in unterschiedlichen Stämmen fast überall in der Luft existieren. Zum Bierbrauen werden in den Brauereien Hefe-Reinkulturen herangezogen, also Stämme völlig identischer Heferassen, um eine gleichbleibende Bierqualität zu gewährleisten.
Es werden prinzipiell zwei Hefetypen unterschieden:
Hefetyp | Beschreibung | Gärverhalten |
---|---|---|
Untergärig: | Gärtemperatur: 5 – 15 °C, Einzelzellen, schlankes Aromaprofil, typisch für Lagerbier | Untergärige Bierhefen setzen sich am Ende der Gärung am Boden des Gärgefässes ab. |
Obergärig: | Gärtemperatur: 15 – 25 °C, Sprossverbände, fruchtigere, gewürzartige Aromen, typisch für Weizenbier und Ales | Obergärige Bierhefen werden durch die bei der Gärung entstehenden Kohlensäurebläschen an die Oberfläche des Jungbiers getragen und verfestigen sich zu einer Decke. |
Beide Hefetypen sind zwar nahe miteinander verwandt, prägen jedoch den Biercharakter auf ganz verschiedene Weise und verleihen dem fertigen Bier einen hefetypischen, unterschiedlichen Geruch und Geschmack.